Montag, 13. Dezember 2010

Bekommen wir einen Wohlfühl-Index?

Im Bundestag wird neuerdings eine Enquetekommission (überfraktionelle Untersuchungsgruppe) eingesetzt, die sich mit dem Thema einer Ablösung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als Messzahl befassen soll. Das Bruttoinlandsprodukt erfasst den Wert der Dienstleistungen und Waren, die in Deutschland innerhalb eines Jahres erwirtschaftet werden. Es geht bei der Suche nach einer neuen Messzahl darum, nicht nur das wirtschaftliche Wachstum als Maßeinheit für die politische Arbeit und den Erfolg daraus zu sehen, sondern auch andere Faktoren mit einfließen zu lassen. Es gibt schon einige Vorschläge, die insbesondere auch den Wohlstand der Bevölkerung, die Schonung der Umwelt und unbezahlte Leistungen, wie etwa die Hausarbeit und Pflege mit einbeziehen.

Bereits vor einem Jahr hatte der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz auf Initiative vom französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy einen Vorschlag gemacht, der sich mit einem neuen Wachstumsindikator befasst. Dabei soll sich die Messzahl aus den Privathaushalten ergeben und über das Einkommen, den Konsum bis hin zur Gesundheitsvorsorge, den Freizeitangeboten, der Bildung und der Freiheit viele Bereiche erfassen. 

Am Ende befassen sich aber wieder ein Heer von hoch bezahlten Beamten damit, die später königliche Pensionen kassieren! Das Bruttoinlandsprodukt ist schon eine aussagekräftige Messzahl. Man muss nur kontrollieren, dass das Wachstum auch bis unten ankommt! Ob es einem Land gut geht, kann man nicht mit Durchschnittszahlen ermitteln, sondern darf sich nur die untere Hälfte der Einkommensskala anschauen. Wenn die Wirtschaft brummt und sich einige die Taschen vollstopfen, kann daraus noch keine Zahl ermittelt werden, die eine ganze Nation kennzeichnet! Nur wenn sich ein Wirtschaftswachstum auf die untere Hälfte der Einkommen positiv auswirkt, kann es sich um eine objektive Messung in einem Land handeln und es ist erst dann erkennbar, ob die Politiker ihre Aufgabe verstanden haben!

Wenn sich jetzt große Gruppen in der Politik und der Wissenschaft in Frankreich und Deutschland mit dem Stiglitz-Vorschlag befassen, dann sollte man als wichtige Messzahl die Löhne in der Zeitarbeit aufnehmen und vor allem die Anzahl der Zeitarbeiter und die Arbeitsbedingungen der Leiharbeiter. Nur wenn gleicher Lohn für gleiche Arbeit gezahlt wird und die Anzahl der Zeitarbeiter zurückgeht, kann es sich um eine positive Entwicklung der Wirtschaft handeln. Wirtschaftswachstum durch Lohndumping und Ausbeutung von Leiharbeitern, darf nicht durch eine Messzahl zum Erfolgsmodell gemacht werden!  

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